Fromme Wünsche – auch für Nichtfromme
Manchmal tut es auch nichtreligiösen Menschen wie mir ganz gut, einen Gottesdienst zu besuchen. Verstrickt in das Getriebe der Stadtteilpolitik neige ich dazu, mein Quartier schlechter zu sehen als es vielleicht in Wirklichkeit ist, eben weil man ständig darüber nachdenkt, was alles schief läuft, wo man den Hebel ansetzen muss, um das Leben vor Ort besser zu machen und mit wem man sich rumschlagen soll, um diesen oder jenen Missstand aus der Welt zu schaffen.
Anfänglich war es mehr das Pflichtgefühl denn die Neigung, den gemeinsamen Gottesdienst zum 50. Geburtstag des Stadtteils der Steilshooper Religionsgemeinschaften zu besuchen. Die evangelische Martin-Luther-King-Gemeinde, die katholische St. Johannis-Gemeinde und die Steilshooper Moschee hatten dazu eingeladen. Trotz des nicht gerade berauschenden Wetters sind rund 100 Menschen dieser Einladung gefolgt.
Eindrucksvoll und sicher für viele Steilshooper neu war die Form des Gebetes (Salāt) durch den Imam der Steilshooper Gemeinde. Die reiche religiöse Kultur des Islams konnte hier verspürt werden – und war vielleicht für den ein oder anderen eine Anregung, sich weiter mit diesem Thema zu beschäftigen.
Die sehr persönliche Ansprache von Renata Kustusz, Pastoralreferentin der katholischen St. Johannis-Gemeinde stellte die Schönheiten von Steilshoop in den Mittelpunkt ohne die Probleme zu verschweigen. Es lohnt sich, sie im Wortlaut wieder zugeben:
„50 Jahre Steilshoop – ein schönes Jubiläum. Und so ein Ereignis weckt Erinnerungen:
Seit 28 Jahren ist Steilshoop auch mein Zuhause. Ich kann mich noch sehr gut erinnern an die Zeit, als wir nach Steilshoop kamen. Wir wohnten im Erich-Ziegel-Ring im Parterre, hatten eine schöne Wohnung mit Terrasse und einen kleinen Garten.
Als Zugezogene haben wir uns unseren Nachbarn vorgestellt und erfahren, dass viele von ihnen einen Migrationshintergrund haben: Italiener, Spanier, Kroaten, Serben, Afghanen, Türken, Polen, Russlanddeutsche und Deutsche aus Ostdeutschland. Hinter der Wand hatte man die ganze Welt. Reisen musste man nicht, um etwas über das Leben und die Bräuche in vielen Ländern zu erfahren.
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