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Im Salon: Menschenopfer und Ritualtötungen
11. Oktober 2017, Beginn 19:00
KostenlosEin Vortrag von Dr. Martin Kersting.
In fast allen Kulturen der Welt ist in einer bestimmten Phase ihrer Entwicklung die rituelle Tötung von Menschen nachweisbar. Es gibt zahlreiche altsteinzeitliche Fundplätze mit geschichteten menschlichen Schädeln, welche die gleichen mortalen Kopfverletzungen aufweisen. Im Neolithikum opferten sowohl die nomadischen Gruppen als auch die einfachen Pflanzer ihren Göttern Menschen. Die zahlreichen griechischen mythologischen Erzählungen der Griechen (Ariadne, Theseus und der Minotaurus; Iphigenie in Aulis; Prometheus) lassen erahnen, welche Bedeutung das Menschenopfer in der Vorzeit der Hellenen hatte.
Die grausamen Gladiatorenspiele und Tierhetzen der Römer, welche diese von den Etruskern übernommen haben, hatten in ihrem Ursprung einen religiösen Hintergrund. Zumindest ein Teil der Moorleichen, die in unseren Breiten gefunden worden sind, dürften den germanischen Göttern geopfert worden sein.
Durch die spanischen Conquistadoren und Missionare sind wir ganz gut über die Opferrituale der Atzteken informiert, wobei es sich natürlich um eine zweckorientierte und tendenziöse Berichterstattung gehandelt hat.
Manche Kultur- und Rechtshistoriker sehen in der Art der öffentlichen Vollstreckung der Todesstrafe, wie sie bis Anfang des 19. Jahrhunderts üblich war, ein Relikt der Vorstellung, dass eine beleidigte Gottheit durch Menschenblut versöhnt werden musste.
Der Vortrag hat nicht die Absicht, die Grausamkeiten en detail aufzuführen, sondern Schwerpunkt ist die Humanisierung der Religion. So gibt es bei den Griechen zahlreiche Geschichten, wie die Götter das Opfer eines Menschen ablehnen. Die eindsruckvollste ist sicher die der Iphigenie auf Aulis in der Bearbeitung des Euripides. Besser bekannt sein dürften Abraham und Isaak aus der Genesis sein, welche für das Judentum eine ähnliche Rolle einnehmen wie für die Griechen die Agamemnontochter.
Natürlich fordert es das Thema geradezu, auch Christi Opfertod und dessen Nachvollzug im christlichen Gottesdienst in diesen Kontext einzuordnen.
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