Stadtteil-Projekte gerettet

Seit Monaten drohte den Stadtteileinrichtungen der Alraune in Steilshoop die Schließung. Nun kann Entwarnung gegeben werden. Unter Mitwirkung vieler Beteiligter wurde die Finanzierung gesichert.

Alraune dankt allen, die geholfen und unterstützt haben!

Der drohende Kahlschlag der Einrichtungen hatte seit Monaten in Steilshoop für Verunsicherung gesorgt: Das Inklusionscafé JETZT, die Fahrradstation, der Verkehrsübungsplatz und sogar das Stadtteilcafé standen vor dem Aus.

In einem Stadtteil, der seit den 1970er Jahren mit besonderen Herausforderungen fertig werden muss, aber immer von großer Solidarität geprägt war, blieb diese Nachricht nicht ohne Folgen. Innerhalb kürzester Zeit kamen über 800 Unterschriften zusammen. Für deren Übergabe machten sich viele Steilshooper*innen auf den Weg zum Sozialausschuss ins Rathaus.

Mit Erfolg.

Viele hatten sich über Monate für den Erhalt der Einrichtungen eingesetzt: Stadtteilkonferenz KOKO, Sozial AG, Stadtteilbeirat und viele Steilshooper Initiativen, wie der Schachclub oder GetMove.

Auch die Politik schaltete sich ein. Der SPD-Fraktionsvorsitzende Dr. Andreas Dressel informierte sich vor Ort, bevor er sich für eine übergreifende Lösung einsetzte.

Bezirks- und Bürgerschaftsfraktionen der Linken stellten Anträge.

Die Bezirksversammlung Wandsbek betonte einstimmig „die Relevanz der sozialen Einrichtungen in Steilshoop als Einrichtungen der sozialen Infrastruktur und Arbeitsmarktpolitik“ und setzte sich für ihren Erhalt ein.

Die Geschäftsführung von Alraune führte in den vergangenen Wochen in der Sozialbehörde Gespräche für den Erhalt der Steilshooper Einrichtungen. Der Träger erhielt schließlich unmittelbar vor der Ausschusssitzung schriftlich die Zusage, dass alle betroffenen Einrichtungen (Café, Fahrradwerkstatt, JETZT und Verkehrsübungsplatz) zunächst bis zum Jahresende 2018 und darüber hinaus weiterfinanziert würden. Geschäftsführerin Petra Lafferentz: “Trotz mehr als knapper Haushaltsmittel hat die Sozialbehörde eine weitgehende Finanzierungszusage für Steilshoop gegeben. Wir sind dankbar und sehr erleichtert!“

Um ihre Unterstützung auch den Parlamentarier*innen deutlich zu machen, waren am Freitag mehr als 40 Steilshooper*innen in die City zur Sitzung des Sozialausschusses gereist, in der ein Antrag der LINKEN behandelt wurde.

Viele waren der Ansicht von Stadtteilkonferenz-Sprecher Dr. Martin Kersting: „Wir Steilshooper freuen uns heute sehr! In Hamburg als reicher, aber sozial gespaltener Stadt haben allerdings die Senate in den letzten 15 Jahren die Gelder für Arbeitsmarktpolitik um 88% gekürzt. Wir sehen nun: Dies muss dringend rückgängig gemacht werden!“

Obwohl Senatorin Melanie Leonhard ebenfalls auf die Probleme des Arbeitsmarkt-Haushaltes hinwies – und einer Milliarde Einnahmeüberschüsse im Haushalt der FHH zum Trotz – wollte die Rot-Grüne-Ausschussmehrheit keine Empfehlung zur Haushaltsaufstockung geben.

Die Lösung stellt daher nur einen – wichtigen – Schritt dar. Zur langfristigen Absicherung eigenständiger Hamburger Arbeitsmarktpolitik sind noch weitere Anstrengungen nötig.

Doch auch dafür stehen die Steilshooper*innen bereit.

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2 Kommentare

  • Hans

    Laut Jahresabschluss 2016 vom 07.02.2018, veröffentlicht im Bundesanzeiger.de, hat die ALRAUNE gGmbH 2016 einen Jahresüberschuss von 394.697,36 € erwirtschaftet und es hat sich eine Gewinnrücklagen in Höhe von 2.381.563,77 € angesammelt. Warum werden diese massiven Gewinne angesammelt und nicht für Projekte in Steilshoop verwendet?

    • Holger Stümpel

      Lieber Hans,

      ich bin einer der Geschäftsführer von Alraune. Wir haben ca. 250 Beschäftigte in mehr als 40 Betriebsstätten in den Bezirken Mitte, Nord, Eimsbüttel und eben auch Wandsbek. Auch wenn unser Herkunftsort die Arbeit in Steilshoop ist, haben wir uns im Laufe der Jahrzehnte mit unseren Arbeitsansätzen weit über Steilshoop hinaus engagiert. Leider können wir deshalb auch nicht die Steilshooper Quartiersprojekte aus der Portokasse finanzieren, wie du scheinbar suggerieren möchtest. Die Steilshooper Projekte sind seit Jahren defizitär für Alraune und werden von uns ständig quersubventioniert. So auch jetzt bei der insgesamt sehr erfreulichen Rettungsvereinbarung mit der BASFI, über die wir uns gleichwohl sehr freuen.
      Die BASFI zahlt für 12 Monate 435.000 €, der Bezirk aus seinem Quartiersfonds 50.000 € und Alraune fügt ca. 220.00 € aus Eigenmitteln hinzu. Du kannst also unschwer erkennen, dass hier ein sehr relevanter Eigenbeitrag durch den Träger stattfindet. Ein Tipp noch zum Schluss: Verwechsle nie Gewinnrücklagen mit Barliquidität, wenn du an Insolvenzvermeidung interessiert bist.
      Ich bitte sehr unseren beigefügten Brief der BASFI mit zu veröffentlichen um unschönen Gerüchtewachstum entgegenzuwirken.

      Schöne Grüße Holger Stümpel

      Hier der Brief der BASFI:

      Sehr geehrter Herr Stümpel,

      im Nachgang zum Gespräch am 15.2.2018 fasse ich unsere Vereinbarungen zusammen:

      Vor dem Hintergrund, dass die Einrichtungen von Alraune in Steilshoop – das Stadtteilcafé, die Fahrradstation, der Verkehrsübungsplatz und das Projekt JETZT – auf unterschiedliche Weise geeignet sind, benachteiligten und arbeitsmarktfernen Personengruppen einen Wiedereinstieg ins Erwerbsleben sowie eine sinnstiftende Tagesstruktur zu bieten und gleichzeitig das Quartiersentwicklungsgebiet Steilshoop strukturell aufzuwerten, wird die BASFI die genannten Einrichtungen weiterfinanzieren.

      Die Einrichtungen werden zunächst bis zum Jahresende 2018 und darüber hinaus auf dem jetzt vereinbarten Niveau durch die BASFI abgesichert. Der Träger Alraune verpflichtet sich, arbeitsmarktpolitische Förderprogramme, die zukünftig durch den Bund neu aufgelegt werden und sich an die in den Einrichtungen geförderten Personengruppen richten, durch Beteiligung an Ausschreibungen o.ä. zu nutzen. Die Finanzierung der BASFI reduziert sich dann in den Fällen, in denen Finanzierungen durch neue Förderprogramme des Bundes realisiert werden können, entsprechend.

      Inhaltlich sollen die geförderten Projekte deutlich umgesteuert werden: Statt 45 Tagwerkern, 20 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten sowie 10 Azubis ein Qualifizierungsangebot zu machen, sollen künftig 20 Tagwerker, 35 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und 10 Azubis gefördert werden.
      Alle Fördermittel für die vier Einrichtungen werden zunächst in einem gemeinsamen Bescheid gebündelt, der auch die Mehrkosten beim Personal abbildet. Das Ausbildungsprojekt für Mütter wird als eigenes Projekt weitergefördert; es ist aber in das Stadtteilcafé integriert und in den nachfolgenden Ausführungen berücksichtigt.

      Im Ergebnis werden die genannten Projekte (einschließlich Ausbildungsprojekt) bis zu einem Umfang von 435.000 Euro aus Mitteln der BASFI gefördert; für das begleitende Coaching der 35 sozialversicherungspflichtigen FAV-Plätze wird ein Schlüssel von 1:7 festgelegt.
      Die BASFI anerkennt, dass der Träger Alraune mindestens 200.000 Euro an Eigenmitteln einbringt und sich der Bezirk Wandsbek aus Quartiersfondsmitteln mit mindestens 50.000 Euro an den Projekten beteiligt.

      Das Tierhaus Steilshoop wird weiterhin im Rahmen des Programms „Soziale Teilhabe“ bei Alraune wie bei allen anderen Trägern von der BASFI kofinanziert.

      Alraune sagt zu, dieses Ergebnis der Vereinbarungen öffentlich zu kommunizieren.

      Mit freundlichen Grüßen

      Jürgen Gallenstein

      Freie und Hansestadt Hamburg
      Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration
      Hamburger Strasse 47
      22083 Hamburg
      Tel.: (040) 428 63 2944
      E-Mail: juergen.gallenstein@basfi.hamburg.de

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