Sozial AG Steilshoop fordert Moratorium!

In einem Brief an die Fraktionsvorsitzenden der rot-grünen Regierungskoalition Dirk Kienscherf und Anjes Tjarks fordern die Teilnehmer der Sozial AG den Hamburger Senat zu einem Planungsstopp bei der Siedlungserweiterung und gemeinsamen Gesprächen auf. Die Sozial AG Steilshoop, das ist ein einrichtungs- und trägerübergreifendes Gremium, in dem Mitglieder der verschiedenen Kinder-, Jugend- und Sozialeinrichtungen – einschließlich der Schulen, sowie Kirchen und Wohnungsbaugesellschaften im Gebiet vertreten sind. Den folgenden Text können Sie hier als PDF herunterladen.

Betrifft: Rahmenplanung Nord – MORATORIUM JETZT – Erweiterung nur mit uns!

Die Sozial AG Steilshoop hat sich in ihren Sitzungen am 21. Februar und 21. März 2019 intensiv mit der Rahmenplanung Nord befasst. Die Mitglieder sind einhellig der Meinung, dass die geplante Siedlungserweiterung nur mit einer Beteiligung der Akteure vor Ort und unter Gesichtspunkten moderner Stadtentwicklung stattfinden darf. Die Bewohnenden müssen ebenso in die Planung einbezogen werden wie die professionell agierenden Akteure. Sie kennen sich vor Ort aus und können die besten Impulse für eine zukünftige Entwicklung geben. Die Sozial AG spricht sich nicht gegen eine Veränderung aus, es geht vielmehr darum, diese Veränderung vor Ort mitzugestalten, Impulse zu geben und mit ihr eine nachhaltige, positive Entwicklung im Quartier zu gewährleisten.
Die zur Verfügung stehenden Flächen bieten Platz für weitreichende Entwicklungen, die in die richtige Richtung gelenkt werden müssen. Ein bottom-up-initiierter Planungsprozess ist essentiell für eine positive Entwicklung. Die momentan anvisierte, serielles Bauen beinhaltende, Planung „von oben“ ist aus Kostengründen nachvollziehbar, jedoch ist hier ein deutliches „weiter so“ in Bezug auf die Struktur des Quartiers zu erkennen, welches von uns entschieden abgelehnt wird.

(Neu)Steilshoop ist das am dichtesten besiedelte Quartier in ganz Hamburg. Eine weitere Nachverdichtung in Form unattraktiver serieller Bauweise kann dem ohnehin belasteten Quartier keinen positiven Impuls für die Zukunft geben. Auch sollte der vom Senat verfolgte Drittelmix nicht berücksichtig werden, da in Steilshoop bereits 33% der Wohnungen gefördert sind. Steilshoop leidet vielmehr unter Monostrukturen: Die Bebauung ist ebenso wenig differenziert wie die soziale Struktur und die Kaufkraft, zudem fehlt ein Funktionsmix von Wohnen und (Klein)Gewerbe ganz.
Es gilt, gemeinschaftliches und/oder genossenschaftliches Wohnen anzubieten und auch Eigentum zuzulassen. Dafür ist eine attraktive Bauweise notwendig, die das Quartier für neue Bewohnende interessant macht. Nur so kann langfristig eine „soziale Durchmischung“ erfolgen. Gleichzeitig ist die Ansiedlung von Gewerbe essentiell, um kurze Wege und eine Aufwertung des Stadtteils zu erreichen. Die in Steilshoop praktizierte und nun zur Verlängerung anstehende Funktionstrennung von Wohnen und Arbeiten entspricht nicht mehr den Anforderungen der Stadtplanung.
Steilshoop ist bisher nach den Ansätzen der Charta von Athen (Baustil der 1930er Jahre) entstanden, vor allem die Funktionstrennung ist hierauf zurückzuführen. Es ist nicht nachvollziehbar, dass im Jahr 2019 Planungen angestrebt werden, denen ein annähernd 100 Jahre altes Leitbild zu Grunde liegt. Daher ist eine Orientierung an den modernen Gesichtspunkten der Siedlungsentwicklung, wie sie die Charta von Leipzig vorsieht, kompromisslos umzusetzen.
Insbesondere muss dem Leitbild der nachhaltigen europäischen Stadt entsprechend ein Fokus auf lokale Ökonomie und lokale Arbeitsmarktpolitik gesetzt werden. Eine optimierte Rahmenplanung Nord bietet eine einmalige Chance, mit Hilfe aller Akteure vor Ort ein neues, positives Bild von Steilshoop zu kreieren.
Wir fordern den Senat daher zu einem sofortigen Planungsstopp auf, um miteinander Planungen anzustreben, von denen der Stadtteil wirklich profitiert.
Hamburg, 21.3.2019

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