Brauchen wir wirklich die Abrissbirne?
Bis vor wenigen Jahren bedeutete das Errichten eines Hauses Denken in Generationen. Sowohl private als auch öffentliche Bauherren haben sich über die Jahrhunderte hinweg bemüht, ihren Nachfahren Strukturen zu hinterlassen, welche sowohl dem öffentlichen als auch dem privaten Wohl dienen sollten.
Natürlich wechseln die Nutzungen jeweils nach den Bedürfnissen der Menschen: Ein Kaispeicher wird zur Konzerthalle, ein Bahnhof zum Rathaus, ein Kloster zum Irrenhaus oder Gefängnis und ein Wasserwerk zu einem Parlament.
Seit dem späten 20. Jahrhundert ändert sich diese Einstellung. Vor allem große Bauten werden oft als Abschreibungsobjekte betrachtet und nach vierzig oder fünfzig Jahren abgerissen, wie den Steilshoopern in der benachbarten City Nord drastisch vor Augen geführt wird. Als Begründung muss oft die beabsichtigte Energiewende herhalten. Tatsächlich sind Bauten, die vor der ersten Energiekrise 1973 geplant worden sind, regelrechte Fresserinnen von fossilen Brennstoffen. Allerdings wird so gut wie nie die Gegenrechnung nach dem Energiebedarf für Abriss und Neubau derartiger Gebäude aufgemacht. Zudem sind die Möglichkeiten der energetischen Nachrüstung heute so, dass sich Bauwerke aus den sechziger und siebziger Jahren in der Energienutzung kaum von modernen unterscheiden müssen (der Umbau natürlich auch unter erheblichem Einsatz von Energie).
In Steilshoop argumentiert man noch platter: Wichtige Baulichkeiten des Stadtteils müssen verschwinden, weil über deren Grundstücke ein Schulneubau finanziert werden soll. Nachdem der größere Teil des Bildungszentrums zu Betonstaub verarbeitet worden ist, könnten schon im Herbst des nächsten Jahres die Bagger anrücken, um dem traurigen Rest der vormaligen Gesamtschule und dem längst nicht so traurigem Rest der Schule am Borchertring (für die Älteren: die Schule Seeredder) das gleiche Schicksal zu bereiten.
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