Großartige Nachrichten

– zwar nicht für Steilshooper Mieterinnen und Mieter, aber für die Aktionäre der Vonovia: Statt 0.94 € wie im vergangenen Jahr bekommen sie heuer 1,12 € Dividende pro Aktie. Bei dem aktuellen Kurs (11. Mai 2017) bedeutet das eine Rendite von immerhin 3,35 % Prozent. So etwas ist heute auf dem Kapitalmarkt kaum noch zu realisieren.

Immerhin zahlt die Vonovia anders als die vormalige GAGFAH diese Traumrendite nicht aus der Substanz, sondern das operative Ergebnis hat sich tatsächlich um ein Viertel erhöht.

Nun drängt sich bei mir, ökonomischer Laie, der ich nun einmal bin, natürlich die Frage auf, wie eine Immobiliengesellschaft innerhalb eines Jahres ihr Ergebnis um 25% erhöhen kann. Bei einem Automobilproduzenten etwa stelle ich mir das verhältnismäßig unproblematisch vor. Nachdem dieser im Vorjahr nur prähistorische Gurken in seinem Programm hatte, kommt nun der ultimative Schlitten auf den Markt, für den ein Werbefuzzy auch den ultimativen Spruch gefunden hat. Gab es während der Entwicklungsphase vor Einführung des Modells noch extraorbitante Kosten etwa für den bekannten Softwarespezialisten Baron von Münchhausen, welcher dafür gesorgt hat, dass die Emissionen des Auspuffs im entscheidenden Moment denen eines gesunden deutschen Mischwaldes entsprechen, so lässt der grandiose neue Penisverlängerer die Kohle nur so sprudeln. Eine fünfundzwanzigprozentige Steigerung des Ergebnisses ist unter diesen Umständen sogar ein bisschen wenig.

Wie kommt aber eine Gesellschaft, deren Kerngeschäft Vermietungen sind, zu einem derartigen Zuwachs? Ich kann mir keine Möglichkeit vorstellen, bei der mit einem neuen Produkt sich auf einmal die Geschäftsbedingungen radikal ändern.

Die Vonovia behauptet, dass vor allem drei Faktoren für das gute Ergebnis eine Rolle gespielt hätten. Zum einen sei der Leerstand deutlich zurück gegangen. Nachvollziehbar bei der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt in nahezu der gesamten Bundesrepublik. Es leuchtet auch ein, dass durch Verkäufe Geld in die Kasse gespült worden sei (laut Geschäftsbericht 1,2 Milliarden), aber bei dem dritten Argument tun sich doch einige Fragezeichen auf. Es sei gelungen, die Mieteinnahmen (1,5 Milliarden €) um 9% zu erhöhen. Natürlich kann man davon ausgehen, dass die vormals leer stehenden Wohnungen und Geschäftsimmobilien in diese Rechnung eingeflossen sind, dann gibt es noch Übernahmen mit zum Teil beträchtlichem Immobilienbesitz, deren Einkünfte auch ein Teil dieser 9% sein dürften.

Wie man aber in Wirklichkeit zu solch phänomenalen Ergebnissen kommt, wird den Vonovia-Mietern am Gropius- und Schreyerring sowie in der Fehlinghöhe gerade eindrucksvoll vor Augen geführt. Dort werden die Wohnungen aktuell modernisiert, und manchen Bewohnerinnen und Bewohnern sind Mieterhöhungen von bis zu 40 % angekündigt worden. Interessanterweise erwähnt der Konzern in seiner Drohung mit keinem Wort, wie er zu seinen Zahlen kommt, obwohl der Anschein einer Seriosität der Berechnung erweckt wird, indem auch die Centbeträge genannt werden. Vor allem aber wird darauf verzichtet zu benennen, was Modernisierungs- und was Instandsetzungskosten sind, so dass die Ankündigungen praktisch nicht auf ihren rechtlichen Gehalt zu überprüfen sind.

Allerdings regt sich nach dem ersten Schock Widerstand – und zwar nicht nur gegen die Gier eines Konzerns, sondern auch gegen einen Gesetzgeber, der zulässt, dass langjährige Bewohnerinnen und Bewohner aus ihren vier Wänden vertrieben werden. Es hat sich seit einigen Wochen eine Mieterinitiative gebildet, in welcher die Wohnungssituation in Steilshoop diskutiert wird und die vor allem Widerstand gegen Mieterhöhungen und Vertreibungen aus dem Stadtteil leisten will. Sie lädt alle Steilshooperinnen und Steilshooper zu einem kleinen Fest am 30. Juni (15:00 bis 20:00 Uhr) in das JETZT ein. Hier kann bei einem guten Stück Kuchen und einer leckeren Tasse Kaffee darüber nachgedacht werden, wie man der Vonovia Einhalt gebieten kann.

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