Gratulation zur Wahl des Stadtteilbeirats

KappeNatürlich fällt es schwer, die Finger unter Kontrolle zu bringen. Wie gerne möchten diese loslegen und einen schönen kommentierenden Text zu der Wahl des neuen Stadtteilbeirates in die Tastatur hauen. Das Problem nur für einen Blog, der sich wohlwollend-kritisch mit den Ereignissen in Steilshoop auseinandersetzen möchte, dass es gar nichts zu kritisieren gibt, auch nicht mit ein bisschen weniger Wohlwollen.

So gehe ich auch völlig mit der grandiosen Facebookseite konform, dass der Steilshooper Stadtteilbeirat nun bunter wird. Die Selbstverpflichtung der gewählten Männer – um die Frauen muss man sich nicht mehr viele Gedanken machen, denn sie sind (dem Herren sei Lob und Preis) in diesem Beirat höchstens eine Marginalie – zu schrillen Hemden und grellbunten Krawatten finde ich großartig.

Als Mainzer aus Überzeugung, der etliche Stunden seines Lebens auf, an, in und bei Rosenmontagszügen verbracht hat, werde ich mich gerne für die Farbberatung, aber auch für den Schnitt der Kostüme zur Verfügung stellen.

Wichtig ist nämlich bei aller Buntheit doch eine gewisse Uniformität: In meinem geliebten Mainz lief ja auch die blaue Ranzengarde nicht in dem Grün der Mombacher Freischützen durch die Gegend. Wir sollten also doch die Pluralität im Stadtteilbeirat recht deutlich machen. Nun ist in Steilshoop die Farbe des Klerikalismus nicht mehr das katholische Schwarz oder das protestantische Lila, sondern sie ist zu einem erfrischenden Grün mutiert. Mindestens die Hälfte aller Mitglieder des Stadtteilbeirates darf sich also in die Farbe des Propheten kleiden, so dass dieses Grün auch für uns andere zur Farbe der Hoffnung wird.

Allerdings ist es mitnichten von Nöten, auf das protestantische Lila ganz zu verzichten. Im Gegenteil: Die andere Garde des Beirates ist ja schon seit Jahren auf dem Wege in ein etwas undefiniertes Lila. In den letzten Wahlkämpfen war dem vormaligen Rot der sozialdemokratischen Plakate doch reichlich Blau beigemischt, so dass man davon ausgehen kann, dass die Steilshooper  Genossen hier nur die farblich schon skizzierte Generallinie ihrer Partei – nämlich die der Selbstklerikalisierung – endlich vor Ort umsetzen. So kann auch im Stadtteilbeirat der interreligiöse Dialog zwischen Lila und Grün endlich geführt werden, etwa, wie man die Ergebnisse der Aufklärung endlich dem Müllhaufen der Geschichte zuführt.

Bei einer unmittelbaren Folge der Aufklärung kann man nämlich schon jetzt einen wirklich gigantischen Erfolg feiern. Demokratie war ja irgendwie nie so wirklich die Sache des Stadtteilbeirates, aber nun braucht man sich auch nicht mehr mit den immer wieder nervigen Lippenbekenntnissen aufhalten. So einen demokratischer Mumpitz wie eine Satzung kann man ja wirklich im Sinne einer besseren Geschmeidigkeit sehr frei auslegen – handelt sich ja nicht um Koran oder Bibel, sondern ist schließlich nur Menschenwerk.

Hier vielleicht ein winziger – aber wirklich winziger – Kritikpunkt an dem Zustandekommen des neuen Stadtteilbeirates. War es nicht vielleicht ein Fingerzeig (vom wem auch immer), dass nur elf Mitglieder regulär gewählt worden sind. Wieder meine Erfahrung als Mainzer: Ich habe mit dem milden und wohltätigen Regiment der Elf dort gute Erfahrung gemacht. Wenn man schon Satzungen knickt, dann doch bitte, bitte so, dass der Stadtteilbeirat weiterhin unser Quell aller Freude bleibt. Zwölf Apostel sind auf die Dauer langweilig – aber elf Schwellköpp – dat is es!

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2 Kommentare

  • ATH

    Ein solcher Beitrag chauvinistischer Prägung fördert auch, wenn es unter “Satire” läuft, die entstehenden oder entstandenen Spannungen zwischen der KoKo und dem Stadtteilbeirat (2. Absatz) . Sind in der KoKo keine Frauen aktiv?

    Inhaltlich ist der Beitrag überwiegend auf die bildliche Eigen-Präsentation der neuen Mannschaft ausgelegt. Satire kann man auch weniger bissig verpacken.

    ( Zu Gunsten des Autors nehme ich an, dass er Antworten wie diese im Forum provozieren will. )

    Ich habe Verständnis für die Gegendarstellung durch das Stadtteilbüro.

    LG, ATH

  • MFM

    Ich lese es nun gefühlt zum zwanzigsten mal und ich kann immernoch lächeln wie schön und passend du es formuliert hast.

    Dazu sage ich nur, und ich zietiere Mark Twain:
    ” Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist der gleiche wie zwischen einem Blitz und einem Glühwürmchen.”