Fehlender Baum der Erkenntnis

UPDATE 19.Oktober: Neue Bäume für Steilshoop: Anwohner entscheiden – das Hamburger Wochenblatt hat berichtet

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Apfel- Nuss- und Pflaumenbaum im Hochhausraum

Wenn Sie kein Brot haben, sollen Sie doch Kuchen essen.“

(Original franz.: “S’ils n’ont pas de pain, qu’ils mangent de la brioche.”)

Dieser fälschlicherweise Marie Antoinette zugeschriebene Ausspruch bezieht sich auf die Hungerunruhen des späten 18. Jahrhunderts zur Hochzeit des feudal-absolutistischen französischen Ständestaates. Und jetzt? Alle satt in der leistungsorientierten Demokratie? Oder muß man noch immer „sein Brot im Schweiße seines Angesichts“ erarbeiten oder im Angesicht des Agenturberaters Erleichterung über die Harz-4-Bewilligung empfinden?

Ach, würde das Brot oder besser gleich noch der Kuchen an Bäumen wachsen! Und siehe da, es gibt ihn, den Kuchenbaum!

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Pieter Brueghel d. Ä. Das Schlaraffenland

Nun könnten phantasievolle Gemüter dazu verleitet werden, Bäume zu imaginieren, an denen Kuchen wie eine Frucht heranreift. Eine in der Kulturgeschichte durch Utopien und Märchen weit verbreitete Vorstellung von „paradiesischen“ Zuständen. Wer hat da nicht Pieter Brueghels Schlaraffenland vor Augen, welches auch von anderen Künstlern gar köstlich ins Bild gesetzt wurde. Die Vorstellung des um einen herum befindlichen natürlichen Reichtums, pflück- und essfertig, deucht paradiesisch.  Aber ist der gelobte Ort wirklich so weit weg, wie die konsumorientierte Wirtschaft und die jenseitsbezogenen Ideologien einen glauben machen wollen? Haben nicht die Interessen der Lebensmittelindustrien dazu beigetragen aus jedem Wild- ein Unkraut zu machen und aus Nutzgehölz „Straßenbegleitgrün“?

Zurück zum Kuchenbaum oder Katsurabaum (lat.Cercidiphyllum). So schön das Wort auch ist, sowenig wächst hingegen leider Kuchen daran, doch duften seine abgefallenen, welken Blätter ausgeprägt danach. Hmmm, welch verlockender Gedanke. Die Vorstellung durch eine aromatische Allee zu schlendern, die unmittelbar vor einen Bäcker endet, würde so manches Konditorenherz schneller schlagen lassen. Daher macht es durchaus Sinn diese Bäume in der Hafencity, im neu entstandenen Lohsepark anzupflanzen. Ist doch dort auch das Backwarenangebot  ausgeprägt vorhanden.

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Baumwicht spricht: pfleg und pflanz aber hack mich nicht

Neben Eichen, Linden, Eisenholz- und Kuchenbäumen wachsen im Lohsepark mittlerweile auch Äpfel- und Süßkirschenbäume, die für die Bewohner und Passanten angepflanzt sind, „so daß sich die Blütezeit im Park auf mehrere Monate verteilt und die Anwohner im künftigen Spiel-  und Gemeinschaftshaus sogar Erntefeste veranstalten.“ Wie schön und wie klug, daß dort nicht die Gestrigen gesiegt haben. Jene, die davor warnen, daß die Pflaumen zu Mus auf den Windschutzscheiben, die Äpfel zu Omas Stolperfalle und die Kirschblütenpracht zu Kindleins Bienenstich und Baum-runterfall-Unfall beitragen würden.

Welch herrlicher Gedanke! Welch moderner pädagogischer und integrativer Ansatz. Obst zum Selberernten und zur Gemeinschaftsherstellung in Hamburgs renommiertestem Stadtteil.

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Apfeltaschen, Pflaumenkompott und Quittenmus

Wäre das nicht auch eine gute Idee für Steilshoop? Bevor hier noch die Deutungshoheit über Realität und Machbarkeit mit braven Parteisoldaten erörtert werden mußte, zog schon eine wackere Schar Baumfreunde  (Kahlschlagstoppen) in die Steilshooper Gefilde aus, um die Bewohner nach ihren bäumischen Präferenzen zu befragen. Zur Vorstellungshilfe trug ein 17seitiger Baumartenkompaß (Bäume A-Z)  bei. Neben viel Gelächter und Verwunderung über die tollsten Baumarten, fand sich, daß nahezu einhellig von Nutzhölzern die Rede war, genauer von Obstbäumen. Auf Platz 1 der vielgeliebte und im Stadtteil sehr vermißte Apfelbaum, im Verband mit Birnen, Quitten, Pflaumen, Kirschen und Mirabellen. Weiterhin sollten Nußbäume gepflanzt werden, wie aber auch häufig genannt Esskastanien. Im übrigen war die Befragung repräsentativ, denn Frauen wie Männer, alle Altersklassen und diverse Akzente konnten festgestellt werden.

Und Siehe: das Paradies könnte auch über Steilshoop hereinbrechen, wenn dem deutlich ausgesprochenen Wunsch der Bewohner Obstbäume zu pflanzen Folge geleistet werden könnte. Und auch Erntefeste würden wir nur zu gerne im  Bewohnerhäuschen feiern. Gerne auch vielsprachig: „an apple the day keeps the doctor away”.

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